Interviewserie Dr. med. dent. Huschang Saidi Teil II
erschienen „Im Graf“ … dem Stadtmagazin für Nettetal
Herr Dr. Saidi, die deutsche Gesellschaft für Parodontologie wartet mit alarmierenden Nachrichten auf: Mehr als jeder zweite Erwachsene „geht auf dem Zahnfleisch“. Parodontitis, eine chronische Entzündung von Zahnfleisch und Zahnhalteapparat, gilt hierzulande mittlerweile als Volkskrankheit. Wie verläuft die Erkrankung – und woran kann man sie als Laie erkennen?
Dr. Saidi: Es gibt Erkennungsmerkmale wie Zahnfleischbluten, gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch sowie Mundgeruch – trotzdem wird die Krankheit häufig zu spät erkannt und behandelt. Oft erst, wenn schon ein erheblicher Knochenschwund und/oder eine erhöhte Zahnbeweglichkeit aufgetreten sind oder sogar schon Zahnverluste bevorstehen.
Warum ist die Erkrankung so gefährlich?
Dr. Saidi: Nun, zunächst einmal stellt schon der Zahnverlust eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität dar. Aber auch lange vorher hat die Parodontitis erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden – oft ohne, dass der Betroffene dies bemerkt. Wir wissen aus neuesten Untersuchungen, dass Parodontitis eine verschlechternde Wirkung auf andere chronische Erkrankungen, z.B. Diabetes und Rheuma hat und auch das Herzinfarkt – und Schlaganfallrisiko steigt. Darüber hinaus gibt es allgemein einen negativen Effekt auf das Immunsystem, was man sich auch gut vorstellen kann: Alle Wurzeloberflächen zusammengenommen ergeben leicht eine Fläche von mehr als 100cm2. Wenn so eine Fläche entzündet ist, hat das schon erhebliche Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit.
Was kann man tun?
Dr. Saidi: Das Gute ist, man kann eine Menge tun: Das fängt schon bei der Zahnpflege an, beinhaltet die Ernährung, das Weglassen schädlicher Gewohnheiten, das Bestimmen des individuellen Parodontitisrisikos und eine professionelle Betreuung durch ein spezialisiertes Behandlerteam.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Dr. Saidi: Nie waren sie günstiger als jetzt: Es gibt eine Vielzahl präventiver Maßnahmen, die oft allein schon zum Erfolg führen. Falls das nicht ausreicht, gibt es heute sehr schonende minimalinvasive Eingriffe, die verloren gegangenen Kieferknochen und geschwundenes Zahnfleisch in vielen Fällen wiederherstellen können.
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